Emsangler zwischen Rheine und Warendorf sauer auf Behörden

Von Matthias Schrief

RHEINE. Seit Jahren investieren die Angler aus 14 Angelvereinen zwischen Rheine und Warendorf viel Zeit und privates Geld, um den Aalbestand in der Ems zu verbessern. „Tatsächlich hat sich der Aalbestand in der Ems durch die Ersatzmaßnahmen erholt“, sagt Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband Nordrhein-Westfalen. Dieses bürgerschaftliche Naturschutz- Engagement der Angler wird allerdings im wahrsten Sinne des Wortes „zerhackt“. Denn bei der Aalwanderung gelangen die Fische Jahr für Jahr unweigerlich in die Wasserkraftanlage am Emswehr in Rheine.

„Weil diese Anlage nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht, werden die Aale, die hier regelmäßig im Spätsommer oder Herbst abwandern, in den Turbinen zu einem erheblichen Anteil tödlich verletzt. Nur ein winziger Prozentsatz kommt durch. Damit werden die gesamten Bemühungen der Hegegemeinschaft der 14 Angelvereine zwischen Rheine und Warendorf zerstört“, erläutert Niepagenkemper. Und nicht nur das: „Die Angler sind wütend, weil gesetzliche Bestimmungen seit Jahren nicht eingehalten werden. Es ist ein Unding, dass diese Anlage, die einzige tödliche Barriere auf der Ems zwischen Warendorf und der Mündung im Dollart, seit Jahren weiterbetrieben werden darf, obwohl sie nicht rechtskonform ist“, klagt Niepagenkemper.

Tatsächlich mahlen die Mühlen der Bürokratie offensichtlich sehr langsam. Die Bezirksregierung in Münster weist zwar darauf hin, dass der Anpassungsbedarf bei Altanlagen „sehr erheblich“ sei. Bislang ist aber nicht viel unternommen worden, um geltendes Recht umzusetzen. Man habe dem Betreiber der Anlage, der Wasserkraftwerk Rheine mit Sitz im württembergischen Rosenberg, Ende 2016 eine „behördliche Anhörung“ zugestellt, teilte die Pressestelle der Bezirksregierung mit. „Hier soll offensichtlich ein Problem ausgesessen werden“, vermutet Norwich Rüße, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Steinfurt. Eigentlich sei er immer ein Freund kooperativer Lösungen.

„Hier muss aber jetzt umgehend geltendes Recht umgesetzt werden. Da erwarte ich mehr Mut vom Regierungspräsidenten, den vorhandenen Verhandlungsspielraum auch mal auszunutzen.“ Konkret sieht Rüße zwei Möglichkeiten: Der Anlagenbetreiber installiert den vorgeschriebenen 15-Millimeter- Rechen, der verhindert, dass die Aale in die Turbine gelangen. Das kostet aber durchaus eine halbe Millionen Euro. Oder die Anlage wird stillgelegt. Ein Grüner, der den Rückbau einer Anlage aus den erneuerbaren Energien empfiehlt? „Im Vergleich zur Leistungsfähigkeit heutiger Windkraftanlagen hat diese Wasserkraftanlage keine große Bedeutung für die Energiewende. Da, wo effektiv nicht viel zusammenkommt, muss im Sinne des Naturschutzes agiert werden“, stellt Rüße klar.

Nach Angaben der Bezirksregierung liegt die Leistung der Wasserkraftanlage bei unter 200 Kilowatt, das entspricht in etwa einer Jahresleistung von einer Million Kilowattstunden. Rüße macht zudem deutlich, dass das „beeindruckende“ Emswehr mit seinem kulturhistorischen Wert durch die angestrebten Lösungen keinesfalls zerstört werde. „Durch den Auf- und Abstieg für die Aale wird es in der Gesamtheit kaum VeräUploadnderungen geben“, sagt der grüne Landtagsabgeordnete.

(Artikel der MV Rheine vom 11.02.2017)